Von Anne Haas, Nichte des jetzt 90-jährigen Friedrich Herberger, befindet sich im Archiv des FV 1912 Wiesental der nachfolgende lesenswerte Bericht über die Verabschiedung Ihres Onkels bei seiner Auswanderung nach Amerika.
Friedrich Herberger wandert nach Amerika aus Sicherlich können sich ältere FV-Mitglieder noch an den 1. April 1954 erinnern. Friedrich (Fritz) Herberger wandert nach Amerika aus. Was für ein Ereignis in dem kleinen Ort Wiesental. Unzählige Menschen waren an diesem Tag auf den Beinen um sich von Fritz zu verabschieden. Mit Musikbegleitung setzte sich der Menschen-Zug von der Schanzenstraße, wo Fritz wohnte, Richtung Bahnhof in Gang. Es wurde so viel Krach gemacht, dass viele Leute aus Neugierde aus dem Haus kamen und einfach mitliefen. Ein Akkordeon, das von Lothar Metzger gespielt wurde, und zwei Topfdeckel gaben den Ton an. Herbert Hatzler war der Dirigent der lustigen Gruppe, die auf dem Weg zum Bahnhof immer größer wurde. Dort wartete man auf den Zug, der Fritz nach Mannheim bringen sollte. Aber nicht nur er, sondern viele seiner Freunde fuhren einfach mit, die meisten ohne Fahrkarte. Der Zug war hoffnungslos überfüllt. In Mannheim war schon die Polizei informiert, die die Ankömmlinge in Empfang nahm und sie zur nächstgelegenen Kneipe begleitete. Ausschreitungen gab es keine. Nur der braune Filzhut von Herbert Hatzler wird seitdem vermisst.
Foto: Empfang am Frankfurter Flughafen
Für Fritz ging die Fahrt aber gleich weiter nach Bremerhaven. Sein Vater und sein Onkel begleiteten ihn dorthin. Am nächsten Tag sollte die Überfahrt nach Amerika sein. Die „Gripsholm“ brachte ihn als Passagier der Touristenklasse zum Preis von 213,75 Dollar in 13 Tagen von Bremerhaven nach New York. Er teilte sich seine „Luxuskabine“ noch mit zwei anderen Reisenden, denen es während der Überfahrt so übel war, dass sie nichts essen konnten. So kam Fritz in den Genuss sich satt essen zu können. Fritz Herberger spielte schon früh beim FV 1912 Wiesental Fußball, wie auch sein Vater, seine Onkels und seine Cousins. Auch in Amerika ist er dem Fußball treu geblieben. Kurz nach seiner Ankunft in New York spielte er für den Deutsch-Ungarischen Fußballclub und ab 1954 für den SC Minerva New York, wo er auch Spielführer war. Später kickte er in einer AH-Mannschaft in Brooklyn. Während einer Amerika-Reise des 1.FC Kaiserslautern im Jahr 1957 traf er sich mit Seppl Herberger und Fritz Walter. Weil sich zeitgleich auch der Wiesentaler Nationalspieler Johann Herberger, der DAFB-Trainer war, in Amerika aufhielt, titelte eine New Yorker Zeitung: „Herberger, Herberger und Herberger - drei Herberger auf einmal !
Das Foto zeigt Friedrich Herberger bei einem seiner Heimatbesuche in den 1960er Jahren am Frankfurter Flughafen, wo er von Freunden und Familienmitgliedern abgeholt wurde. (Von links): Martin Stork, Otto Herberger (Vater von Fritz Herberger), Ludwig Kolb, Josef Rolli, Betty Herberger, Friedrich Herberger, Theresia Schuhmacher, Helga Kolb, Alfred Schuhmacher, Anne Schuhmacher und John Herberger, ein Sohn von Betty und Fritz Herberger. |